Digitalisierung im Handwerk: Herausforderungen & Trends

Inhabergeführte Betriebe mit ein, zwei Gesellen, die üblicherweise – vor allem in Großstädten – mit Aufträgen gut ausgelastet sind, haben es in Sachen Zukunftstrends nicht leicht. Kleine und kleinste Handwerksbetriebe sind daher bislang eher die Schlusslichter in Sachen Digitalisierung.

Oft machen Ehepartner oder andere Familienangehörige die Buchhaltung und erledigen „nebenbei” leidige Korrespondenz und Telefondienste. Da bleibt für viele Betriebe nur wenig Raum, sich auch noch um Modernisierung und Trends zu kümmern. Allerdings verändert sich nicht nur die Erwartungshaltung der Kunden oder die Technik, die in viele Lebensbereiche Einzug hält. Auch zukünftige Mitarbeiter stellen vermehrt andere Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz. Welche Herausforderungen die Digitalisierung für kleine Handwerksbetriebe bereithält und welche Chancen in den Trends liegen, erfahren Sie hier.

 

Aktuelle Herausforderungen für kleine Betriebe

Arbeitsplätze in Handwerksberufen bieten in der Regel sehr gute Aussichten, aber dennoch gibt es oft Nachwuchssorgen – längst nicht jeder freie Ausbildungsplatz kann besetzt werden. Gerade kleinere Betriebe haben Schwierigkeiten, freie Stellen neu zu besetzen. Allein in Bayern fehlten im Frühjahr 2019 rund 30.000 Handwerker (Quelle: Internationale Handwerksmesse IHM/März 2019).

Ein gängiges Vorurteil lautet, dass sich junge Menschen „nicht gern die Finger schmutzig machen” und lieber studieren wollen. Dabei wurzeln die Nachwuchssorgen möglicherweise in ganz anderen Dingen. Für kleine Handwerksbetriebe steht das Thema Digitalisierung nämlich häufig nicht gerade oben auf der Prioritätenliste: Nicht jeder von ihnen hat eine eigene Website, setzt in der täglichen Arbeit auf moderne Technik oder mobile Erreichbarkeit.

Solche Zustände sind für Millennials (Jahrgänge ca. 1981-1995) und die nachfolgende „Generation Z” (Jahrgänge ca. 1995-2010), aus der sich immer mehr Kunden und auch Mitarbeiter rekrutieren, kaum nachvollziehbar und unattraktiv: Kunden erwarten unkomplizierte Erreichbarkeit auf allen möglichen Kanälen. Junge Leute auf der Suche nach einem interessanten Ausbildungs- oder Arbeitsplatz finden das Versenden von Unterlagen in Papierform befremdlich und wollen in ihren Lehrjahren mit Zukunftstechnologien in Berührung kommen.

Daher müssen sich auch kleine Klempnerbetriebe, Schlosser oder Tischlereien solchen Ansprüchen stellen, wenn sie langfristig wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Erreichbarkeit und digitaler Service: Was Kunden erwarten

Kunden möchten keineswegs tagelang hinter den gewünschten Handwerksleistungen hinterhertelefonieren. Sie wünschen sich schnelle Erreichbarkeit ihrer Ansprechpartner, wie sie es aus anderen Lebensbereichen gewohnt sind. Und wenn es telefonisch nicht gleich funktioniert, dann doch bitte über E-Mail, Webformular oder soziale Medien.

Auch als Inhaber eines kleinen Betriebs kommen Sie nicht darum herum, sich um solche Dienste wie Google My Business  zu kümmern – Kunden tun ihre Meinung kund und geben im Internet ihre Bewertungen ab, ob Sie das nun wollen oder nicht.

Allerdings ist mit guter mobiler Erreichbarkeit und dem Einsatz von Smartphones und Tablets zumindest ein erster Schritt getan: Dank leistungsstarker Servicepartner und guter Tarifangebote können Sie es sich auch als kleiner Betrieb erlauben, Ihren Mitarbeitern Smartphones zu stellen. Tablets können Sie anstelle von Papier und Klemmbrettern als Arbeitsgerät und zur Dokumentation der geleisteten Arbeit einsetzen.

Verbindet man diese Umstellung gleich auch mit Cloud-Services, gehen keine Informationen auf irgendwelchen losen Blättern mehr verloren. Nachweise über bearbeitete Aufträge, Fotos, Schadensmeldungen und sonstige Notizen können Sie so ganz leicht an alle Beteiligten als digitale Kopie weiterleiten – wie etwa an Kunden, Mieter, Immobilienverwaltungen oder Versicherungen.

 

Handwerk 4.0: So profitieren auch Kleinbetriebe von Automatisierung

Der „Klempner mit Smartphone” kann nur ein Anfang sein. Denn letztlich fordern junge Mitarbeiter durchaus berechtigt ein, dass sie Kenntnisse in modernen Methoden und mit aktuellen Geräten wie 3D-Druckern, Robotern oder smarter Automatisierung erwerben können: Zweifellos geht einer der aktuellen Megatrends in Richtung Individualisierung, gerade im Hinblick auf die Möglichkeiten, die sich durch 3D-Drucker eröffnen. Ob nun Goldschmiede, Orthopäden oder Zahntechniker, individuelle Spezialanfertigungen werden immer günstiger, und daher werden auch die Kunden von Handwerkern zunehmend individuelle Wünsche äußern.

Kleine Handwerksbetriebe stehen hier vor Aufgaben, die nicht allein mit entsprechenden Fortbildungen oder Unterricht in den Berufsschulen zu bewältigen sind. Der Trendforscher Peter Wippermann, den die Veranstalter der IHM 2019 mit der Studie „25 Trends für 2025” beauftragt hatten, schlägt dazu vor, sich genossenschaftlich zusammenzuschließen: Betriebe ähnlicher Ausrichtung könnten nach dem Modell von Co-Working Spaces gemeinsame Maschinenpools anschaffen, so Wippermanns Idee.

Ebenso liegt flexible Arbeit im Trend: Nicht mehr alle jungen Leute wollen in Vollzeit und festangestellt arbeiten. Für kleine Betriebe kann das insofern Vorteile bieten, dass bei fehlender Auslastung keine Lohnkosten anfallen. Zudem können für Spezialaufträge die entsprechenden Spezialisten engagiert werden – projektweise und nur so, wie ihre Kenntnisse benötigt werden. Das kann für beide Seiten gut funktionieren, wenn die Rahmenbedingungen klar definiert werden.

Übrigens steht das Thema Digitalisierung im Mittelstand auch für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hoch auf der Prioritätenliste, und es gibt einen eigenen Förderschwerpunkt dazu: Auf der Internetseite Mittelstand-Digital gibt es Tipps und Hinweise zu Fördermöglichkeiten sowie die Gelegenheit, sich in regionalen Kompetenzzentren zu vernetzen.

 

Die Vorteile der Digitalisierung nutzen

Der Einsatz von moderner Technik – ob nun die Automatisierung in den Smart Houses der Zukunft, 3D-Druck in der Produktion von Ersatzteilen oder Spezialanfertigungen in Orthopädie und Zahnmedizin, Lasercutter, Roboter und mehr – wird den Alltag zunehmend auch in kleinen Handwerksbetrieben beeinflussen. Lassen Sie sich von der Entwicklung nicht überrollen, sondern handeln Sie rechtzeitig, um die positiven Effekte der Digitalisierung zu Ihrem Vorteil zu nutzen. Denn mit digitalen Technologien lassen sich

  • Kunden leichter finden und binden,
  • Mitarbeiter einfacher gewinnen, qualifizieren und binden,
  • individuelle Kundenwünsche kostengünstig und flexibel erfüllen,
  • Geschäftsprozesse optimieren und effizienter kontrollieren,
  • innovative Angebote entwickeln, mit denen Sie sich vom Wettbewerb abheben können.

Quelle:

https://www.vodafone.de/business/featured/digitales-business/digitale-kundenbeziehungen/digitalisierung-im-handwerk-herausforderungen-trends/